Nach über 200 Jahren: Nächstes deutsches Traditionsunternehmen insolvent
Die Insolvenzwelle rollt weiterhin ungebrochen über Deutschland hinweg und nimmt dabei keine Rücksicht auf Branchen oder Zeit des Bestehens. Erwischt hat es diesmal ein traditionsreiches Familienunternehmen im baden-württembergischen Lahr, das bereits seit 1816 besteht und mittlerweile in der sechsten Generation geführt wird.
Gemeint ist die Druckhaus Kaufmann GmbH, wo man sich nach ganzen 208 Jahren Unternehmensgeschichte dazu gezwungen sieht, Insolvenz anzumelden. Ein entsprechender Antrag wurde bereits offiziell bei Amtsgericht Offenburg eingereicht. Als vorläufiger Insolvenzverwalter fungiert der Rechtsanwalt Dr. Thorsten Schleich von der Kanzlei Schleich & Partner mbB.
Wie es heißt, wolle man den Geschäftsbetrieb trotz der schwierigen Lage vorläufig in vollem Umfang fortsetzen, die Löhne sowie Gehälter der rund 180 Mitarbeiter sind durch das Insolvenzgeld vorerst gesichert.
Das Druckhaus Kaufmann zählt zu den bedeutendsten Arbeitgebern in der Schwarzwaldregion Lahr. Es wurde für seine herausragenden Leistungen mehrfach ausgezeichnet und bediente Kunden aus über 30 Branchen.
Insolvenz war unvermeidbar
In einer Pressemitteilung erklärte das Unternehmen, dass die Insolvenz trotz intensiver Bemühungen und verschiedener Maßnahmen, wie umfangreiche Kostensenkungen und die Einführung von Kurzarbeit im März 2024, unvermeidbar gewesen sei. Weiterhin waren Gespräche mit einem strategischen Investor geführt worden, dessen Übernahmeangebot jedoch Anfang Juli 2024 zurückgezogen wurde.
Die Druckhaus Kaufmann im Speziellen und die Druckbranche allgemein wurden in den letzten Jahren von einer Reihe schwerwiegender wirtschaftlicher Faktoren getroffen. Dazu zählen die Auswirkungen der Corona-Pandemie, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und eine anhaltende Konjunkturschwäche seit 2023. Diese Faktoren führten zu einer Verschärfung der ohnehin kritischen Lage in der Druckindustrie, die durch die Digitalisierung und abnehmende Druckvolumina bei Zeitschriften und Katalogen zusätzlich belastet wird.
Die Pandemie verursachte Umsatz- und Produktionsrückgänge, während der Krieg in der Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise zu weiteren Preissteigerungen führten. Zudem hat die hohe Inflationsrate zu einem zurückhaltenden Konsumverhalten geführt, was den Rückgang der Druckaufträge weiter beschleunigte und die Insolvenz vieler Unternehmen in der Druckbranche zusätzlich katalysierte.