Ein Haus voller Rätsel

In den besten Momenten versprüht Alone in the Dark dabei beste Resident Evil-Stimmung, wenn wir auf der Suche nach dem nächsten Hinweis oder Item über altersschwach knarzende Dielen laufen, sich Türen hinter uns fast schon melodramatisch quietschend schließen und aus dem Stockwerk über uns schwere Schritte zu hören sind.

Das Ganze gestaltet sich dabei als eine Art Rätsel-Pyramide, in welcher uns jeder gefundene Gegenstand der nächsten Aufgabe ein wenig näher bringt. Mal gilt es, ein paar Medizinfläschchen zu finden und korrekt zu sortieren, mal müssen Röntgenbilder zusammengesetzt oder zersprengte Bilder richtig angeordnet werden.

Die Schwierigkeit der Rätsel lässt sich im Options-Menü jederzeit justieren, indem wir diverse Hilfestellungen aktivieren oder eben nicht. Besondern praktisch fanden wir die Markierungsfunktion für relevante Spots auf der Map, und auch, dass in Schriftstücken wichtige Begrifflichkeiten hervorgehoben werden. Wer lieber auf eigene Faust losrästeln möchte, stellt sämtliche Hilfen ab, wird sich dann aber gegebenenfalls über die eine oder andere nur schwer zu durchschauende Lösung ärgern.

Andere Welten

Hinweise finden sich wie gesagt meist in entdeckten Dokumenten oder Aufzeichnungen, oft winkt zum Lohn ein Code, der manchmal einen Tresor öffnet, in welchem der nächste Schlüsselgegenstand wartet, häufiger aber als Koordinate für ein besonderes Medaillon dient, welches in der Lage ist, uns unversehens an andere Orte zu bringen.

Ein Kniff, der Alone in the Dark auf angenehme Art und Weise unberechenbar macht. Es kann passieren, das ihr nichtsahnend eine Tür durchschreitet, nur um euch plötzlich auf einem Balkon über einer Straße in New Orleans wiederzufinden, an einem nebelverhangenen Hafen landet oder gar auf einem gestrandeten Raddampfer. Das sorgt nicht nur für optische Abwechslung, sondern auch für Irritationen bei den Spielfiguren selbst, die entsprechend Türen bald nur noch zaghaft und vorsichtig öffnen – ein äußerst stimmiges Animations-Detail.

Diese anderen Welten sind uns jedoch feindlich gesinnt und von diversen Monstrositäten bevölkert. Zur Wehr setzen wir uns mit Revolver, Schrotflinte und später auch einer mit Blick auf das Szenario unvermeidlichen Tommy Gun. Für den Nahkampf stehen uns außerdem allerlei Rohre, Schaufeln und Beile zur Verfügung, die jedoch rasch zerbrechen. Im Notfall werfen wir mit Molotov-Cocktails oder lenken Feinde mit gezielten Steinwürfen ab.

Klingt gut, aber …

Kämpfe a la Resi 4 und Erkundung und Rätsel im Stile des ersten Resident Evil … klingt eigentlich nach einer perfekten Mischung, allerdings geht den Auseinandersetzungen mit den Gegnern die Finesse des große Vorbildes ab. Nicht nur gestaltet sich das Monsterdesign arg generisch und nur wenig beängstigend, auch das Kampfsystem an sich wirkt aufgesetzt und steif. Spezieller Taktiken bedarf es kaum, der Nahkampf ist nicht mehr als ein stumpfes um sich schlagen, das Trefferfeedback mäßig.

Da Munition und lebensenergiespendende Flachmänner außerdem nach Bedarf generiert stets ausreichend zu finden sind und Kämpfe im Laufe der Spielzeit eher eine Nebenrolle spielen, kommt kaum Survival-Horror-Stimmung auf, weshalb wir das neue Alone in the Dark als solches auch nicht genrebezeichnen mögen. Wer also ein Abenteuer vom Schlage eines aktuellen Resident Evil erwartet, der dürfte am Ende wohl eher enttäuscht sein, nährt sich die Faszination hier doch eher aus der Geschichte, den interessanten Figuren und der Erkundung.

Technisch haben wir es bei Alone in the Dark zwar „nur“ mit einem AA-Titel zu tun, dafür sind wir (diverser Patches sein Dank) jedoch fehlerfrei durch Derceto-Manor gekommen. Zur Wahl stehen ein Leistung- und ein Performance-Modus, wobei uns letzterer mit seiner flüssigen Darstellung deutlich mehr zugesagt hat. Optische Unterschiede zwischen den Konsolenversionen waren kaum auszumachen, die Features des DualSense-Controllers machen kaum einen Unterschied.

Eine gute Entscheidung war es, die bekannten Schauspieler David Harbour und Jodie Comer für die Darstellung von Edward und Emily zu engagieren, die ihren Figuren trotz der technisch bedingt teils etwas steifen Animationen und Mimik erstaunlich viel Leben einhauchen. Sehr gut gefallen hat uns auch die sehr ausdrucksstarke deutsche Sprachausgabe und die fast schon überweltlichen Jazz-Klänge sind wie gesagt eine Klasse für sich.

Fazit:

Unheimlich gut – Gelungene Neuinterpretation des Klassikers, die vor allem durch eine herrlich stimmungsvolle 1920er-Atmosphäre, interessante Figuren und viele Rätsel glänzt. Mit Blick auf die drögen Kämpfe und dem kaum vorhandenen Inventar-Management mögen wir das neue Alone in the Dark zwar nicht als Survival-Horror bezeichnen, als Mystery-Detektiv-Abenteuer macht es seine Sache jedoch ausgesprochen gut.

Alone in the Dark ist für PlayStation 5, Xbox Series und Microsoft Windows erhältlich.