Und hier kommt das Publikum ins Spiel.

Da wir in einem Theater kämpfen, honorieren die Zuschauer eine schöne Performance mit eben jener Sternenenergie. Je besser wir kämpfen, desto mehr Zuschauer finden sich ein, und desto mehr Sterne hagelt es. Werden wir getroffen oder versemmeln wir Action-Kommandos, verlassen die Gäste hingegen enttäuscht den Saal. Mitunter werden wir sogar mit Steinen oder Dosen beworfen, manch einer lässt aber auch ein hilfreiches Item springen.

In Sachen Stimmung können wir mit kleinen Showeinlagen nachhelfen, die jedoch einen Zug kosten. Alternativ können wir jeden Angriff mit speziellen Tastenkommandos, die es allerdings erst herauszufinden gilt, mit Salti oder Breakdance-Moves pimpen – ein spezielles Item zeigt das richtige Timing an.

Neben diesem gibt es aber noch eine Vielzahl anderer sogenannter Orden, die wir entweder beim Händler kaufen oder im Spiel an mehr oder weniger gut versteckten Orten finden können. Dank dieser lässt sich ein Spielstil definieren, indem wir Mario oder seine Kumpanen fester Zuschlagen lassen oder seine Verteidigung stärken. Andere Orden ermöglichen eine Regeneration im Kampf, erweitern unser Repertoire an Attacken oder lassen uns zwei Items pro Runde einsetzen.

Die Anzahl der Orden, die wir gleichzeitig tragen können, ist jedoch begrenzt, die dazu nötigen Slots dürfen wir nach einem Stufenaufstieg erweitern. Alternativ erhöhen wir unsere Lebensenergie oder die maximale Anzahl an Blumenpunkten. Die zum Aufstieg benötigten Erfahrungspunkte erhalten wir als Belohnung nach den Kämpfen, 100 davon sind nötig.

Nun mag das Kampfsystem nicht so ausgebufft und komplex sein, wie im Falle der großen RPG-Epen, die unterschiedlichen Schwachpunkte der Gegner und die Action-Kommandos bringen jedoch genug (taktische) Würze mit ins Geschehen, um die Kämpfe über die Spieldauer von immerhin 30 bis 40 Stunden unterhaltsam zu halten.

Zu einigen Längen kommt es dann aber doch, insbesondere wenn wir im Zuge einer Quest die schlauchartigen Areale mehrfach durchqueren müssen und dabei auf die immer gleichen Feinde treffen. Diese wandern zwar stets sichtbar durch die Landschaft, ihnen auszuweichen gelingt jedoch nicht immer. Hat man es dann auch noch mit Blumen zu tun, die einen für mehrere Runden einschläfern, kann sich das Ganze ziemlich hinziehen.

Kompensiert wird das jedoch durch die immer neuen Prämissen und Ideen der Entwickler in den verschiedenen Welten. Eine derart durchgeknallte und unterhaltsame Menagerie an Charakteren hat man bislang noch in keinem anderen Mario-Spiel treffen dürfen, so viel ist mal sicher.

Generell ist der angeschlagene Tonfall für ein Spiel im Nintendo-Universum zuweilen erstaunlich ernst, mitunter gar düster. Wir können uns jedenfalls nicht daran erinnern, in einem anderen Spiel mit dem Klempner schon einmal einen Galgen gesehen oder es mit Mafia-Schläger zu tun bekommen zu haben.

Besser als das Original?

Allen, die das Original bereits kennen sei gesagt, dass sie mit Paper Mario: Die Legende vom Äonentor auf der Switch das gleiche Abenteuer erleben, wie seinerzeit auf dem Gamecube. Inhaltlich wurde dem Original kein Haar gekrümmt, umso mehr Mühe hat man dafür in die inszenatorische Aufwertung gesteckt.

Anstatt die fraglos zeitlose Optik einfach nur in HD hochzurechnen, wurde die Grafik umfassend verbessert und bezaubert mit tollen Reflexions-Effekten, einer für die vergleichsweise niedrige Auflösung verblüffend hohen Detailschärfe, neuen Animationen und besser arrangierten Cutscenes. Zwar hat das Grafik-Plus den Preis einer im Vergleich zum Original halbierten Bildrate von nun nur noch 30 fps, uns hat das allerdings nicht gestört, vereinfacht es doch das Timing für Blocks und Konter.

Auch die Musik wurde komplett neu arrangiert und kommt nun sogar mit je nach Szenario unterschiedlichen Kampfmelodien daher. Wem das nicht gefällt, der kann dank eines Ordens aber auch bereits früh im Spiel zu den Originalklängen wechseln, was nicht einmal einen der begrenzten Orden-Slots kostet.

Zu den weiteren Verbesserungen zählen ein erweitertes Hilfssystem, welches uns auf Wunsch stets einen Hinweis gibt, was als nächstes zu tun ist, und uns darüber hinaus einen Kampfcoach bereitstellt, um das Timing für die Action-Kommandos zu üben. Besonders praktisch finden wir den neuen Warp-Raum unter Rohlingen, dank dem wir jederzeit rasch an bereits besuchte Orte reisen können.

Das reduziert das im Vergleich zum Original massive Backtracking, allerdings werden wir auch auf der Switch ordentlich hin und her gescheucht – vor allem während der ziemlich stumpfen Nebenaufträge. Da die Belohnung dabei eher mager ausfällt, lassen sich diese aber glücklicherweise auch einfach ignorieren. Immerhin ist das Spiel, von einigen Spitzen bei den Bosskämpfen einmal abgesehen, insgesamt recht leicht, ausuferndes Grinden von daher auch nicht nötig.

Fazit:

So habt ihr Mario noch nie erlebt: Das Original von Paper Mario: Die Legende vom Äonentor gilt als das beste Rollenspiel des Klempners, die Switch-Version unterstreicht diesen Status noch einmal deutlich. In der ohnehin schon reich bestückten Schatzkiste von Nintendo so dermaßen hervorzustechen, ist schon eine Kunst, die das Spiel mit seiner ungewöhnlichen und für Mario-Verhältnisse teils fast schon frech zu nennenden Attitüde locker stemmt.

Inhaltlich wurde dem Original im Zuge der Neuauflage klugerweise kein Haar gekrümmt, dafür erstrahlt die herrlich verspielte Crafting-Optik in vollkommen neuem Glanz und zeigt nicht nur, wie kluges Leveldesign auszusehen hat, sondern auch, wozu die Switch in ihrem hohen Alter noch fähig ist – wenngleich das Ganze auch zu Lasten der Bildrate geht.

Zwar fallen einige Sequenzen immer noch sehr redelastig aus und auch vor Backtracking ist man trotz des neuen Warp-Raums nicht gefeit, dennoch unterhält die von allerlei schrägen Figuren getragene Story vom Anfang bis zum Ende und nutzt die unterschiedlichen Welten für immer neue Spielkniffe und kreative Ideen. Die Kämpfe sind insgesamt zwar eher leicht, haben aber eine angenehm unaufdringliche taktische Note und belohnen dank der Action-Kommandos Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit.

Wer das Original bereits kennt, wird mit der Neuauflage von Paper Mario: Die Legende vom Äonentor keine Überraschungen erleben. Mit Blick auf das immer noch enorm spaßige Gameplay, die deutlich verbessere Optik und auch die wunderschön neu arrangierte Musik ist es aber dennoch einen zweiten Blick wert. Wer das Spiel auf dem Gamecube hingegen bisher nie gespielt und keine Allergie gegen Rollenspiele im Nintendo-Universum hat, der greift sowieso zu.

Die Neuauflage von Paper Mario: Die Legende vom Äonentor ist exklusiv für die Nintendo Switch erhältlich.