Kanone schlägt Faust

Um in Sand Land überleben zu können, reicht Muskelkraft jedoch nicht aus, weshalb wir die meiste Zeit in unseren Gefährten unterwegs sind. Diese beschleunigen nicht nur das Vorankommen, sondern verfügen auch über diverse Kanonen, Granat- und Raketenwerfer sowie Maschinengewehre, ohne die wir spätestens bei den Bossen keine Chance mehr haben.

Die Fahrzeugkämpfe gestalten sind dabei ähnlich simpel wie die Auseinandersetzungen mit bloßen Händen, und beschränken sich meist darauf, den Feind auszumanövrieren und die eigenen Schüsse gut zu platzieren. Bis auf einige wehrhafte Bosse bliebt Sand Land ob des eher eindimensionalen Kampfsystems insgesamt recht leicht und dürfte erfahrene Spieler vor keine allzu großen Herausforderungen stellen. Selbst wenn man stumpf der Hauptstory folgt, bliebt man mit den dabei ausgeschütteten Belohnungen und gefundenen Ressourcen stets wehrhaft genug, um das Spiel nach gut 20 Stunden zu beenden.

Rein spielerisch verpasst man dabei nicht allzu viel, denn die Nebenquests offenbaren sich als die üblichen Sammel- und Kampf-Aufträge, die aber immerhin mit einigen interessanten Geschichten daherkommen. Während Nebenbeschäftigungen wie Kopfgeldjagd und Zeitrennen eher der Zerstreuung dienen, und das Aktivieren von Funktürmen arg an Ubisoft-Standardkost erinnert, kann das Erfüllen der Bitten der Einwohner Sand Lands dazu führen, dass sich diese in dem Dörfchen Spino niederlassen, welches uns als Unterschlupf dient.

Eine Stadt im Aufschwung

Das anfangs sehr heruntergekommene Örtchen blüht dadurch nach und nach auf und bietet mit der Zeit immer mehr Dienstleistungen an. Stehen zunächst lediglich eine Händlerin mit begrenztem Warenumfang und Anns Werkstatt zur Verfügung, kommen bald diverse Handwerker und Dienstleister hinzu, um Ressourcen für den Teile- und Fahrzeugbau herzustellen, den Fuhrpark nach unseren Wünschen einzufärben oder unsere eigene kleine Bude mit neuen Möbeln auszustatten.

Während das Anwerben neuer Einwohner trotz uninspiriert Aufgabenstellungen also durchaus motiviert, bietet Sand Land mit seinen ewig gleichen Beutehöhlen und unzähligen Lootkisten auf lange Sicht kaum Erkundungsanreize. Gleiches gilt auch für das zweite große Areal, welches für Kenner der Serienumsetzung natürlich keine Überraschung darstellt und der generellen Atmosphäre zur zweiten Hälfte des Spiels hin einen wohltuenden Twist verleiht.

Den braucht es auch, denn selbst das Design der Hauptquests fällt insgesamt recht flach und zuweilen auch arg langatmig aus, wenn es zum Beispiel mal wieder gilt, einen fast schon einschläfernd repetitiv gestalteten Dungeon zu Durchlaufen und sich dabei von Raum zu Raum zu kloppen. Da helfen auch die kurzweiligen Sprungpassagen nicht, bei denen die Kamera im Stile eines 2D-Jump & Runs umschwenkt. Viel Lust, nebenbei auch noch die optionalen Ruinen zu durchsuchen, hatten wir jedenfalls nicht.

Eine Zeichentrickserie zum Spielen

Bei der Stange gehalten hat uns vor allem die sympathische Geschichte mit ihren sozialkritischen Untertönen und charmanten Charakteren. Sand Land stellt zwar alleine schon ob der Thematik kein Wohlfühlabenteuer im eigentlichen Sinne dar, der herrlich eingefangene und in Spielform gegossene Stil von Toriyamas Zeichenkunst macht aber Lust auf Pyjamas und Cornflakes und lässt ein wohlig-warmes nostalgisches Gefühl aufkommen.

Die Animationen können zwar nicht immer mit denen aus der Serie mithalten, insgesamt weiß der Comic-Look mit seinen gezielt gesetzten Schraffuren und der ausdrucksstarken Mimik aber bis zum Schluss zu begeistern und Fan-Herz zu erfreuen. Und auch wenn das frei zu bereisende Sand Land bloß eine Kulisse sein mag, ist diese doch sehr schön und stimmig gestaltet und hat uns mit so manch ehrfurchtgebietendem Panorama in der flirrenden Hitze nachhaltig beeindruckt. Auch die Bildrate läuft auf der Xbox Series X sauber und flüssig.

Zwar fällt die Akustik generell sehr atmosphärisch aus, ein Wermutstropfen ist es dennoch, dass es nicht für eine deutsche Synchro gereicht hat. Lediglich die englische und die japanische Tonspur stehen mit ihren Originalsprechern aus der Serie zur Verfügung. Wer diesen Sprachen nicht mächtig ist, muss mit immerhin gut geschriebenen Untertiteln vorlieb nehmen.

Fazit:

Diese Heldentruppe kann man nur gern haben: Äußerst charmantes Action-Rollenspiel nach dem Werk des kürzlich verstorbenen Manga-Künstlers Akira Toriyama, welches vor allem mit ungemein sympathischen Figuren und einer interessanten Geschichte punktet.

Während der Grafikstil den Geist der Vorlage strichgenau einfängt und die zugrundeliegende Geschichte sinnvoll angepasst und sogar noch ergänzt wird, schwächelt Sand Land mit seinen vielen uninspirierten Nebenaufgaben, langatmigen Storyquests und nur wenig Erkundungsanreizen in Sachen Gameplay und Questdesign.

Kurzweiligen Spaß machen die Kämpfe in dem urigen Panzer und den sonstigen Gefährten aber dennoch, weshalb Fans mit dem Videospiel auf jeden Fall gut bedient werden. Ob des eher niedrigen Anspruchs eignet sich Sand Land ansonsten eher für eine jüngere Zielgruppe oder gesellige Familienabende, zumal es die darin behandelten sozialkritischen Themen äußert gut verpackt.

Sand Land ist für PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series und PC erhältlich.