Audeze Maxwell Wireless Gaming Headset im Test
Die Wahl des passenden Headsets ist eine sehr persönliche Sache. Das mag zwar etwas pathetisch klingen, immerhin reden wir hier „nur“ von einem Stück Technik, doch der Markt ist inzwischen so groß geworden, dass die Auswahl selbst im High-End-Bereich schwer fällt. Die Frage ist: Was erwartet man von einem Kopfhörer? Und nicht zuletzt auch: Welche Art von Treiber bevorzugt man?
Der Treiber ist grob erklärt eine entscheidende Komponente in der Audiotechnik, die elektrische Signale in hörbare Schallwellen umwandelt. In der breiten Masse haben sich auf dem Kopfhörer-Markt sogenannte dynamische Treiber durchgesetzt, sind diese doch für ihre Robustheit und Vielseitigkeit bekannt. Der amerikanischen Premium-Hersteller Audeze treibt allerdings schon seit einer ganzen Weile eine Renaissance von planaren Magnettreibern voran, die allgemeinhin für eine höhere Klangqualität und geringere Verzerrungen stehen.
Wieviel Potential in dieser Bauweise steckt, verdeutlicht sich schon daran, dass Audeze mittlerweile von niemand Geringerem als Sony Interactive Entertainment, also dem Unternehmen hinter der Playstation, übernommen wurde. Und auch wir konnten uns im Zuge unseres Tests des Gaming-Headset-Flaggschiffes Maxwell von den Qualitäten überzeugen.
Das Audeze Maxwell ist alles andere als ein Leichtgewicht. Das inzwischen vierte Gaming-Headset des Herstellers wiegt nicht nur 500 Gramm, es kam ursprünglich auch mit einem stattlichen Startpreis von knapp 400 Euro in der von uns getesteten Version für die Playstation auf den Markt. Zurzeit (Stand 07.11.2024) werden auf der Webseite des Herstellers noch rund 300 Dollar fällig, hierzulande pendelt sich der Preis je nach Händler aktuell um die 369 Euro ein.
Xbox-User zahlen dabei meist ein paar Zehner extra drauf, freuen sich dafür allerdings über eine Dolby-Atmos-Lizenz. Via Bluetooth oder Klinke/USB-Kabel kann das Audeze Maxwell aber auch mit der jeweils anderen Konsole, dem PC und allen gängigen Android- oder iOS-Geräten verbunden werden.
Lieferumfang und Verarbeitung
In dem Paket stecken neben dem Headset noch der Funkdongle, der via USB-C für die kabellose Verbindung zur Konsole, beziehungsweise dem PC sorgt, sowie das mit einem Popschutz versehene, abnehmbare „Boom“-Schwanenhalsmikron. Darüber hinaus liegen ein 120 cm langes analoges Miniklinkenkabel sowie ein mit 150 cm recht großzügig bemessenes USB-C-Lade- und Daten-Kabel mit bei. Praktischerweise spendiert Audeze außerdem ein 25-cm-Adapterkabel USB-A-auf-USB-C.
Hebt man das Audeze Maxwell das erste Mal aus seinem Bett aus Schaustoff, nimmt man direkt diese typische Aura von hoher Qualität wahr. Ihr kennt diesen Effekt sicherlich, wenn Hände und Augen Ad-hoc beurteilen, ob man es mit einem billigen oder hochwertigen Produkt zu tun hat.
Dem Maxwell kommt dabei nicht nur das spürbare Gewicht zugute, was unser Hirn direkt mit Qualität in Verbindung bringt, sondern auch die verbauten Materialien. So besteht der Bügel aus stabilem und gleichzeitig flexiblem Federstahl, das Chassis der Ohrmuscheln und die Gelenke wiederum aus edlem Aluminium.
Um das halbe Kilo auf unserem Kopf möglichst angenehm zu verteilen, können wir ein Kopfband aus Leder in drei Stufen verstellen, indem wir es etwas archaisch von den zwei Stellschrauben auf jeder Seite abzupfen, um es dann in einem anderen Lochpaar wieder aufzustecken. Alternativ kann man das Lederband auch ganz weglassen, dann aber liegt das Headset nur noch mit einer dünnen Polsterschicht auf, unter welcher sich außerdem spürbar ein Kabel abzeichnet.
Nun sprechen wir hier ständig das hohe Gewicht an, ohne es zu erklären. Zum einen spielt dabei natürlich das verwendete Material eine Rolle. Fraglos wäre Plastik leichter, aber eben auch deutlich weniger elegant. Und dann wären da ja noch die erwähnten 90-mm-Planar-Magnettreiber und vor allem auch der Akku, welcher dem Maxwell Strom für satte 80 Stunden liefert. Dank der Schnellladefunktion lassen sich zudem binnen 20 Minuten ganze 20 bis 30 weitere Stunden in das Gerät pumpen.
Anschlüsse und Bedienung
Geladen wird über die USB-C-Buchse an der linken Ohrmuschel, wo sich auch alle anderen Anschlüsse und Bedienelemente befinden. Im hinteren Bereich ganz oben angeordnet ertasten die Finger beim Zocken das grob gerasterte Endlos-Lautstärke-Rädchen. Jenes dient in Verbindung mit einem vorherigen Drücken zudem für die Titelwahl, nach einem Doppeldrücker wechseln wir die EQ-Einstellung.
Ein weiteres Rädchen darunter regelt die Gaming-Chat-Balance, was auf der Playstation technisch bedingt leider nicht möglich ist, und alle anderen Headsets außerhalb der Playstation-Produktfamilie bekanntermaßen ebenfalls betrifft. So reduziert sich der Funktionsumfang des Drehrades bei der Playstation-Version auf das Aktivieren und Justieren des Sidetone-Features, welches uns unsere eigene Stimme hören lässt.
Auf die beiden Einstellrädchen folgen die AUX-Klinkenbuchse für den kabelgebundenen Anschluss etwa an den Controller der jeweils anderen Konsole, der USB-Ladeanschluss und im vorderen Bereich angekommen schließlich eine Vertiefung, in welche das Mikrofon eingesteckt werden kann. Dieses verfügt über einen 10,5 cm langen biegsamen Hals, so dass wir das Mikrofon jederzeit bequem und zuverlässig positionieren können. Dank einer abgeflachten Kante im Bereich des Klinkenkopfes und der Anschlussvertiefung verdreht sich das Mikro außerdem nicht, wenn wir damit herumhantieren.
Den Reigen am Hörerrand komplettiert ein Knopf, mit dem wir Audezes KI-gestützte FILTER-Rauschunterdrückungstechnologie hinzuschalten, um unsere Stimme von Außengeräuschen ungestört übertragen zu können. Abschließend signalisiert eine kleine LED farbcodiert den Betriebsmodus.
Seitlich auf der Muschelfläche sitzt außerdem noch der Power-Button, mit dem wir auch laufende Musik pausieren, Anrufe annehmen oder das Bluetooth-Pairing aktivieren. Oben sitzt abschließend noch ein gekerbter und entsprechend gut zu ertastender Schiebeschalter, um sämtliche Mikrofone des Headsets stumm zu schalten.
Haben wir den Mikrofonarm nämlich nicht angeklemmt, etwa wenn wir das Headset einfach nur als Bluetooth-Kopfhörer für unterwegs nutzen, übernimmt das in den Ohrmuscheln integrierte Multi-Mikrofon-System die Übertragung unserer Stimme. Durch das sogenannte Beamforming-Array wird die Mikrofonabnahme auf einen schmalen Kegel vor dem Gesicht begrenzt, was dem Zweck dient, störende Umgebungsgeräusche auszublenden. Technisch äußert interessant und auch durchaus praktikabel, die Qualität des Boom-Mic erreichen die internen Mikros aber zwangsläufig nicht.
Bevor wir nun zu unseren praktischen Erfahrungen mit dem Audeze Maxwell kommen, dürfen wir im Sinne des Bedienungsumfangs natürlich die App nicht vergessen. Jene liegt sowohl für Windows und MacOs als auch für Android und iOS vor. Da die Einstellungen sinnigerweise auf dem Headset gespeichert werden, können wir bequem von App-Version zu App-Version wechseln.
Neben den ausgelagerten Reglern für Sidetone oder dem Game-Chat-Mix, sowie Einstellungen für das automatische Abschalten und die Sprachansagen, ist hier vor allem der zehnstufige Equalizer relevant. Vier Slots stehen für unsere eigenen Einstellungen bereit, sechs weitere sind für Audezes Voreinstellungen reserviert, die von Bass Boost bis zu einem Fokus auf Schrittgeräusche reichen und damit so ziemlich jedes gängige Gamer-Profil abbilden. Gewechselt wird bequem direkt am Headset. Insgesamt erscheint uns die App sehr aufgeräumt und im besten Sinne zweckmäßig.
Das Maxwell im Praxistest
Endlich im Einsatz verbindet sich das Audeze Maxwell ohne Probleme und augenblicklich über den Funkdongle mit unserer Playstation 5. Legen wir den Schalter auf PC um, klappt gleiches auch an unserem Rechner. Die Bluetooth-Verbindung zu unserem Handy wird indes über den potenten 5.3-Standard aufgebaut, welcher das verlustfreie Streamen hoch aufgelöster Medieninhalte via LDAC-Codec erlaubt. Ebenfalls per Bluetooth unterstützt werden LE Audio sowie LC3plus, eine Multipoint-Verbindung mit mehreren Geräten ist ebenso möglich.
Im Praxistest erstaunte uns zunächst einmal die Reichweite und Stabilität der Funkverbindung. Diese umfasst absolut störungsfrei nicht nur unsere Testfläche eines gesamten Hauses, sondern auch noch große Teile des Gartens. Erst nach etwas mehr als 15 Metern – außerhalb des Hauses wohlgemerkt – brach die Verbindung schließlich ab. Was das betrifft, kann keines der von uns bisher getesteten Headsets dem Maxwell das Wasser reichen.
Und wie wir so umherwandern, kommen wir nicht umhin zu bemerken, wie angenehm sich der Kopfhörer trotz seines Gewichts trägt. Auch bei längeren Gamingsessions drückt es nicht merklich am Kopf, zudem legen sich die drei cm dicken Polster mit Kunstlederüberzug angenehm über unsere Ohren. Wir vermuten zwar, dass es zum Sommer hin auf Dauer durchaus etwas schwitzig darunter zugehen kann, dafür kann man die werkseitigen Polster aber auch ganz einfach abnehmen, um sie gegen kühlende Alternativen auszutauschen.
Und bevor wir es vergessen: Das Audeze Maxwell verfügt über keine aktive Geräuschunterdrückung. Allerdings dichten die Zweikammer-Ohrmuscheln für sich schon so gut ab, dass es einer solchen auch nicht bedarf. Tatsächlich haben wir mit so manchem ANC-Kopfhörer in dieser Hinsicht schon deutlich schlechtere Erfahrungen gemacht.
Und damit wären wir endlich beim wohl prägnantesten Features des Maxwell: den Planar-Magnettreibern. Diese hat Audeze mit 90 mm im direkten Vergleich zur Konkurrenz äußerst großzügig dimensioniert, wo in ähnlichen Preisregionen meist dynamische 40-mm-Treiber zum Einsatz kommen. Und ohne technisch zu sehr ins Detail gehen zu wollen: Das hört man auch.
Mit dem Maxwell auf dem Kopf ist es ein wenig so, als stünde man mit einer Gruppe Musikern auf einer großen Bühne, die sich alle nur uns zuwenden. Das oft zitierte Dreigestirn aus Bässen, Mitten und Höhen wird dabei sehr differenziert herausgearbeitet, so dass man selbst Klangtropfen heraushören kann, die andere Headsets gerne mal verschlucken. Das Zusammenspiel der Frequenzen ist zudem äußerst harmonisch aufeinander abgestimmt, so dass keine die jeweils andere merklich übertönt.
Bei aktiviertem 3D-Audio kommt einem der weite akustische Raum zudem für die genaue Ortung einzelner Geräusche zugute. Wechselt man etwa in den EQ-Preset „Footsteps“ stellt die äußert präzise Klangqualität des Maxwell einen echten Vorteil in kompetitiven Spielen dar. Eine nennenswerte Latenz war beim Spielen nicht einmal ansatzweise wahrzunehmen. In Sachen Musik hingegen schieden sich in unserem Hause etwas die Geister.
Ergebnis der Debatte über zu spitzen Höhen und dominanten Bässen war letztlich, dass unterschiedliche Genre-Präferenzen nun einmal ein entsprechend angepasstes Klangbildes benötigen. Und da der Audeze gleich vier Slots für individuelle IQ-Einstellungen erlaubt, bleiben keine Wünsche offen. Man kann im Netz inzwischen sogar aus einer stetig wachsenden Bibliothek an unterschiedlichen Presets zu bestimmten Spielen oder Genres wählen, und sich diese auf sein Headset laden – sehr cool.
Nun haben klangstarke Headsets seltsamerweise die Tendenz, ausgerechnet bei der Sprachqualität im Chat zu patzen – ja Teufel, wir blicken in deine Richtung. Audeze gibt sich hier allerdings keine Blöße und überträgt unsere Worte mit einer angenehm klaren Brillanz und Wärme, die effektiv von der KI-Rauschunterdrückung profitiert. Unsere inzwischen so einiges gewohnte Chatpartner attestierten uns entsprechend eine hochklassige und von äußeren Einflüssen ungestörte Verständlichkeit.
Fazit:
Schon beim Auspacken merkt man dem Audeze Maxwell seine Qualitäten an, das sämtliche Versprechen mit verdientem Selbstbewusstsein erfüllt. Das Premium-Headset ist mit seinen verbauten Federstahl- und Aluminium-Elementen gleichermaßen edel wie robust, protzt mit 80 Stunden Laufzeit sowie Schnelladefunktion, modernem Bluetooth-Standard für hochaufgelöstes Audio, Multipoint-Funktion und einer faktisch nicht wahrnehmbaren Latenz.
Zu den prägnantesten Features zählen aber fraglos die mächtigen 90 mm Planar-Magnettreiber, die uns mit einem referenzwürdigen Klangbild auch nach vielen Stunden Spielzeit immer wieder begeistern. Bässe, Mitten und Höhen sind klar differenziert, gleichzeitig aber so harmonisch aufeinander abgestimmt, dass selbst kleine Klangtropfen hörbar werden, die andere Headsets gerne mal verschlucken. Für individuelle Hörpräferenzen stehen über die zugängliche App zudem mehrere Soundprofile zur Verfügung, weitere laden wir aus dem Netz herunter oder legen im zehnstufigen Equalizer selbst Hand an.
Trotz des vergleichsweise hohen Gewichts, lässt sich das Audeze Maxwell dank des Kopfbandes aus hochwertigem Leder zudem auch über lange Spielsessions hinweg überraschend bequem tragen. Die Funkverbindung bleibt dabei selbst in großer Distanz zum Dongle stets stabil. Alternativ schließen wir das Headset via Klinke, USB oder Bluetooth an so ziemlich jede gängige Quelle an. Den umfassend positiven Gesamteindruck rundet das abnehmbare Bügelmikrofon ab, welches unsere Stimme glasklar und mit Hilfe eines KI-gestützten Rauschfilters störungsfrei überträgt.
Mit dem Maxwell hat Audeze also ein wahres Meisterstück abgeliefert, an dem wir garantiert noch über Jahre hinweg unsere Freude haben werden. Kompliment!
Das Audeze Maxwell erhaltet ihr auf der Webseite des Herstellers für aktuell 299 Dollar in der Playstation-Version, das Headset für die Xbox kostet 329 Dollar. Da der Preis hierzulande je nach Händler zwischen 300 und 400 Euro schwankt, raten wir euch, vor dem Kauf aktuelle Angebote zu vergleichen.