Langweilig wird es den Ingenieuren im Hause Tineco offenbar nie, kommen diese doch in regelmäßigen Abständen mit praktischen Neuerungen für die bestehenden Serien im Sortiment der smarten Bodenwischgeräte um die Ecke. Nachdem wir uns erst kürzlich für das äußerst nützliche FlashDry-Feature begeistern konnten, beweist der brandneue Floor One Stretch S6 nun erneut eindrucksvoll, dass man bei Tineco auch gerne mal über den Tellerrand schaut – oder genauer: unter die Möbelkante.

Auf den ersten Blick haben wir es bei dem Floor One Stretch S6 mit einen typischen Tineco-Saugwischer zu tun: akkubetrieben, mit smarter Schmutzerkennungsfunktion, breiter Bürstenrolle und besagter FlashDry-Technologie, die inzwischen zum Standard geworden zu sein scheint – gut so.

Nun trägt das neue Gerät die Bezeichnung „Stretch“ aber natürlich nicht umsonst im Namen, denn es löst eines der größten Probleme moderner Saugwischer. Diese sind mit Blick auf den Einsatz von Wasser im Vergleich zu Akkusaugern nämlich relativ unflexibel, weshalb Möbelkanten zu einen unüberwindbaren Hindernis werden. Während der restliche Fußboden also schön sauber ist, herrscht im Niemandsland unter Schränken und Betten nach wie vor König Schmutz.

Kennt man sich mit Tineco-Geräten ein wenig aus, fällt beim Stretch hingegen direkt auf, dass der Frischwassertank, der sonst stets an der Rückseite der Geräte zu finden war, nun auf den Bürstenkopf verlegt wurde.

Ein kluger Designkniff

Das hat den gigantischen Vorteil, dass man den Saugwischer im Betrieb nun bedenkenlos um 180 Grad kippen – mit anderen Worten: flach auf den Boden legen kann. Die Liegehöhe beträgt dann lediglich noch 13 cm, so dass man ohne weiteres auch unter Tische, Schränke, Sofas und Betten kommt, ohne dass das Gerät an Leistung einbüßt oder die Gefahr besteht, dass irgendwo Wasser ausläuft.

Neben diesem 180°-Flachdesign gehört zu der sogenannten „HyperStretch-Technologie“ auch die exklusive 3-Kammer-Schmutzwassertrennung, welche im Inneren des Gerätes auch dann noch Flüssigkeiten von Feststoffen und Luft isoliert, wenn sich der Floor One Stretch S6 flach an den Boden schmiegt.

Ein weiterer Vorteil des neuen Designs ist, dass das zusätzliche Gewicht des Wassers nun auf die Walze und nicht mehr auf den Anwender wirkt. Damit ist das Gerät während der Arbeit leichter zu führen, während die Walze gleichzeitig mit mehr Druck auf den Boden gepresst wird, um dadurch mehr Schmutz entfernen zu können.

In der Praxis erweist sich die neue HyperStretch-Technologie als eine dieser Ideen, bei denen man sich an die Stirn klatscht und sich fragt, weshalb nicht schon jemand vorher darauf gekommen ist. Nachdem bereits diverse Tineco-Saugwischer unsere 150-m2-Testfläche haben kennenlernen dürfen, erhalten nun auch die bisherigen blinden Flecken die nötige Aufmerksamkeit, ohne dass dazu erst einmal Möbel mühselig verrückt oder von einem zweiten Paar Arme angehoben werden müssten.

Geht es in die tiefsten Tiefen des Möbelkaninchenbaus, begrenzt lediglich der Torso mit der herstellerseitig angegebenen Maximalhöhe von den besagten 13 cm das Vorankommen. Hält man das Zentimetermaß an, stellt man zwar fest, dass es sich tatsächlich nur um zwölf Zentimeter handelt – Tineco hat also wohl ein kleines Sicherheitspolster einberechnet – am Ende des Tages misst man aber natürlich nicht nach, sondern schaut einfach, ob es passt.

Ein paar Wermutstropfen

Nun gehen mit dem neuen Design auch einige Einschränkungen einher. Liegt der Stretch S6 komplett auf, bleibt von dem 45° -Schwenkwinkel des Bürstenkopfes nicht mehr viel übrig, so dass man das Gerät kaum noch in die Kurve legen kann. Der Fairness halber muss hier aber gesagt werden, dass man den Torso nur um wenige Grad heben muss, um wieder die volle Flexibilität genießen zu können

Zudem entfällt bei dem Floor One Stretch S6 das praktische LED-Licht am Walzenkopf und mit den bi-direktionalen Antrieb leider auch eines unserer Lieblingsfeatures. Während dem Floor One S7 FlashDry beispielsweise motorisierte Räder nicht nur einen Vortrieb verleihen, sondern je nach Zugrichtung des Anwenders auch noch die Bewegungsrichtung ändern, verfügt der Stretch S6 lediglich über kleine Hilfsräder ohne eigenen Bewegungsimpuls.

Die kraftvolle Putzwalze sorgt zwar von sich aus für Vortrieb, dies eben aber nur in eine Richtung. Fraglos stellt das beim Putzen kein ernstzunehmendes Problem dar, doch ihr kennt das: Hat man sich erst einmal an luxuriöse Zusatzfunktionen gewöhnt, fällt es ohne plötzlich etwas schwerer. Es wird wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis Tineco den bidirektionalen Antrieb mit der HyperStretch-Technologie fusioniert, aber das wird natürlich auch den Preis heben.

Gewohnt benutzerfreundlich

Ansonsten funktioniert der Floor One Stretch S6, wie wir es von Tineco gewohnt sind. Schalten wir das Gerät im stehenden Zustand ein, passiert zunächst einmal nichts, außer dass uns eine werkseitig wie immer viel zu laut eingestellte Stimme begrüßt und der Screen oben am Motorblock begrüßen. Erst wenn man den Torso etwas nach hinten neigt und dabei einen spürbaren Kipppunkt überwindet, beginnt sich die Walze zu drehen.

Diese wird im Betrieb permanent von Frischwasser umspült, ein sogenannter „schwimmender Schaber“ im hinteren Bereich zieht gleichzeitig den Schmutz ab, der direkt in den vorderseitig verbauten 0,72 Liter fassenden Schmutzwassertank befördert wird. Grober Schmutz wie Haare, Nussschalen oder auch die leidigen Katzenfutterbrocken werden dabei effektiv getrennt und landen im Grobfilter, der sich anschließend unter fließenden Wasser reinigen lässt.

Etwas störend ist uns beim Reinigen des Schmutzwassertanks nach der Arbeit aufgefallen, dass sich der Filter nur mit viel Mühe vom Tank abziehen lässt. Natürlich muss die Gummidichtung straff anliegen, aber vielleicht lassen sich die Ingenieure ja eines Tages einen einfacher zu bedienenden Mechanismus einfallen.

Kaum noch zu verbessern ist aus unserer Sicht hingegen die Putzwalze, die dank ihres klugen Designs beidseitig bis zu 0,5 Zentimeter an die Wandkante kommt. Uns fiele zumindest nicht ein, wie man diesen Wert noch weiter verbessern kann, da die Walze faktisch die gesamte Breite des Wischkopfes einnimmt.