Zombies waren in der Popkultur noch vor wenigen Jahren quasi ein „No-Brainer“, haben inzwischen allerdings ihren medialen Zenit überschritten. Das hindert Vertigo Games aber nicht daran, seinen vor rund acht Jahren erschienenen VR-Shooter Arizona Sunshine auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen. Und das ist auch gut so, denn im Gegensatz zum fehlerbehafteten Original macht das Remake nun deutlich mehr Laune.

Um ehrlich zu sein, haben wir das erste Arizona Sunshine anno 2016 nicht wirklich lange gespielt. Die träge Steuerung und die unansehnliche Grafik auf der ersten PSVR haben eher abgeschreckt als abgeholt. Der zweite Teil machte im letzten Jahr auf der aktuellen Gerätegeneration vieles besser, das Remake hievt den Erstling nun auf das gleiche Niveau.

Und so fällt natürlich direkt die verbesserte Grafik auf, die mit scharfen Texturen und verbesserten Licht- sowie Gore-Effekten aufwartet. An dieser Stelle muss festgehalten werden, dass Arizona Sunshine Remake damit zwar immer noch nicht zu den optischen Vorzeigetiteln zählt, aber es muss sich beileibe auch nicht verstecken.

Zumal man nicht vergessen darf, dass wir es hier „nur“ mit einer aufgemöbelten Version zu tun haben, welche die Bürde des Originals zu tragen hat. Mitunter fühlt man sich mit Blick auf die schlichte Level-Architektur von daher in einem höher aufgelösten PS3-Setting, sobald man die Waffen in die Hand nimmt und auf Zombie-Jagd geht ist das aber vergessen.

Die Story ist schnell umrissen:

Ein zynisch vor sich herplappernder Überlebender einer nicht näher erklärten Zombieapokalypse empfängt einen Funkspruch und macht sich auf die Suche nach dem Ursprung. Auf dem Weg sind wir die meisten Zeit in Canyons unter der sengenden Hitze Arizonas unterwegs, durchqueren dabei kleine Siedlungen, Mienen und auch einen Militärstützpunkt.

Dies machen wir entweder mit einer klugen Teleportfunktion – mit den Sticks bewegen wir eine Linie, lassen wir los, landen wir direkt am Wunschort – deren Reichweite jedoch gerne etwas höher hätte sein dürfe. Alternativ gleiten wir in Arizona Sunshine Remake frei durch die Areale, das erfordert allerdings einen starken VR-Magen. Wir haben uns durch das gesamte Spiel teleportiert und sind damit sehr gut zurechtgekommen.

Überall in der Welt verteilt liegen Gegenstände, mit denen wir interagieren können. Während Zigaretten, Feuerzeuge und Hüte lediglich Gags darstellen, interessieren uns dabei natürlich vor allen Waffen, Munition und Lebensmittel. Das Drücken der R1- und L1-Tasten der VR2 Sense-Controller simuliert dabei glaubhaft das Greifen unserer Hände, so dass wir alsbald intuitiv Würstchen und Frikadellen an unseren Mund führen, um uns zu heilen, Schubladen auf der Suche nach Munitionsnachschub durchwühlen und – was am wichtigsten ist – nachladen und schießen.

Unser Held trägt einen Munitionsgürtel um den Bauch, dessen Position und Größe wir vor Beginn des Spiels anpassen können. Auch die Position der beiden Waffenhalfter lässt sich justieren – leider aber nicht separat, was aus unserer Sicht ideal gewesen wäre.

Hüfte oder Schulter?

Lasst euch auf jeden Fall etwas Zeit, das Setup für Arizona Sunshine Remake auf eure Bedürfnisse abzustimmen, um im Gefecht jederzeit auch wirklich schnell an eure Waffen und Munition zu kommen, ohne groß nachdenken zu müssen. So haben wir etwa zur Mitte des Spiels festgestellt, dass wir weitaus besser klarkamen, wenn wir unsere Pistolen und Revolver nicht an der Hüfte tragen, sondern in Schulterhalftern.

Neben den „kleinen“ Kalibern, zu denen sich später auch diverse MPs gesellen, tragen wir auf dem Rücken noch eine Langwaffe wie Reptier- oder Sturmgewehr. Gefundene Granaten oder Molotowcocktails verstauen wir in den Handschuhen, die als einziger Teil unserer Körpers sichtbar sind. Das mag zunächst etwas seltsam klingen, aber auf diese Art und Weise hatten wir die Wurf- und Explosionswaffen im Notfall stets zuverlässig und schnell zur Hand. Am Gürtel getragen, hätte es sicherlich Konflikte mit den Munitionsclips gegeben.

Die Schusswaffen laden wir wahlweise nach, indem wir sie einfach nur an unseren Gurt führen. Sehr viel immersiver ist aber natürlich der fortgeschrittene Modus, der es erforderlich macht, den leeren Clip auszuwerfen, einen neuen einzuführen und den Schlitten zu ziehen. Das Prinzip bleibt sich bei jeder Waffe gleich und fühlt sich – soweit wir das beurteilen können – sehr authentisch an. Wir haben uns sogar dabei ertappt, wie wir den Schlitten ein wenig zurückgezogen haben, um zu prüfen, ob noch eine Kugel im Lauf ist.

Man fühlt sich also rasch, wie ein Action-Held aus dem Kino, schießt mit dem Colt locker aus der Hüfte wie John Wayne oder mit der halbautomatischen Pistole nah am Gesicht wie Vornamensvetter Wick. Jede Waffe kann zur besseren Stabilität mit zwei Händen gehalten werden, das Zielen und den Rückschlag haben wir stets als sehr präzise empfunden.

Wenig genutzt haben wir dafür die in den Leveln sporadisch verteilten Nahkampfwaffen, wie Brecheisen oder Äxte. Und das schlicht, weil wir diese nicht dauerhaft mit uns führen können und sofort fallenlassen, wenn wir auf eine Schusswaffe wechseln. Diese kehren übrigens wie magisch in unser Halfter zurück, sollten wir den Griff vor Schreck mal lösen oder rasch eine andere Waffe ziehen müssen – auch das lässt sich im Menü verschärfen, was wir aber nicht empfehlen.

Einer gegen alle

Es ist auch so schon schwer genug, wenn mal wieder mit Munitionsarmut zu kämpfen haben. Dagegen hilft, die Umgebung aufmerksam nach Nachschub abzusuchen. Viel Spaß macht das allerdings nicht wirklich, da das gezielte Herausgreifen von Munitionsclips aus einem Haufen Gerümpel zum Geduldsspiel werden kann.

Zwar reicht es, selbst auf Distanz seine Hand in Richtung eines Gegenstandes zu führen, um eine orangene Greif-Anzeige angezeigt zu bekommen, doch diese gibt sich zuweilen sehr sprunghaft, so dass wir das eine oder andere Mal ordentlich geflucht haben.

So kann es dann kommen, dass man einer der immer mal wieder auftauchenden Zombiewellen mit viel zu wenig Munition entgegentritt. Blöd, wenn der Speicherpunkt einen nach dem Ableben direkt vor dem Auftauchen der Horde wieder beginnen lässt. In den eher explorativen Abschnitten sind die Savepoints hingegen viel zu weit auseinander, so dass wir ganze drei Mal eine Siedlung durchsuchen mussten, um dort drei Bomben zu finden.

Nun wussten wir mehrere Male zwar nicht so genau, wo wir als nächstes hinmüssen oder was von uns verlangt war, „Arizona Sunshine Remake“ ist jedoch ein sehr lineares Spiel, das kaum mehr von uns verlangt, als hier und da mal einen Schlüssel zu suchen. Im Wesentlichen ballern wir dem „Freddies“, wie unser Held die Untoten nennt, gezielt die Gliedmaßen oder besser direkt den Kopf weg.

Die Gore-Effekte sind dabei durchaus explizit zu nennen, in ihrer inszenatorischen Qualität aber auch eher cartoonesk. Die meisten Köpfe platzen bei einem Treffer mit einem befriedigenden Knacken, fiesere Exemplare halten aber auch schon mal mehrere Schüsse aus. Die meisten Zombies sind recht langsam unterwegs, einige klassischen Runner haben es aber auch nach Arizona geschafft. Panik erzeugen die Untoten aber vor allem in ihrer Masse, so richtig gruselig wird es nie. Nicht zuletzt wohl auch, weil unser zu Selbstgesprächen neigender Held selten um einen bissigen Kommentar verlegen ist.

Habt ihr einen Kumpel zur Hand, könnt ihr die Kampagne übrigens auch im Koop-Modus angehen, alternativ tobt ihr euch im Horden-Modus mit drei weiteren Spielern aus. Schön auch, dass es sämtliche Updates und DLCs des Originals in das Remake geschafft haben, was die recht knapp bemessene Spielzeit von fünf bis sechs Stunden noch einmal verdoppelt. Sehr fair ist auch, dass Besitzers des Originals nicht nochmal den vollen Preis hinlegen müssen, sondern ein vergünstigtes Upgrade erhalten.

Fazit:

Unterhaltsame Zombie-Jagd mit authentischem Waffengefühl, zynischen Sprüchen und viel Blut. Das Remake von Arizona Sunshine fühlt sich in allen Belangen verbessert fast schon wie ein komplett neues Spiel an. Als solches ist es zwar noch immer keine Schönheit, Spaß macht das neue Verstümmelungssystem aber allemal und bis auf einige Clipping-Fehler läuft das Abenteuer dazu auch noch durchweg rund.

Spielerisch wird zwar nicht viel verlangt und zuweilen gibt sich die Steuerung etwas störrisch, dafür zeigt sich aber das wuchtige Gunplay sehr präzise. Wer mag, erhöht die Immersion mit glaubwürdigen Nachladevorgängen, wer nur rasch aus der Hüfte schießen will, findet aber auch eine Reihe an Optionen, um sich das Leben einfacher zu machen.

VR-Übelkeit kam bei uns dank der klugen Teleportfunktion nicht auf, das freie Gleiten möchten wir aber nur Leuten mit einem stabilen Magen empfehlen.

Arizona Sunshine 2 ist für PS VR2, Meta Quest und Steam VR erhältlich.