Manchmal hilft nur Waffengewalt

Kommt es dann aber doch zum Gefecht – weil wir nach dem dritten Anlauf einfach keine Lust mehr hatten, jeden einzelnen Gegner auszuschalten, oder schlicht weil es die Story verlangt – wehrt sich Kay vorrangig mit ihrem Blaster, den wir im Laufe des Spieles um ein Elektro- und ein Powermodul erweitern. Die nötigen Ressourcen vorausgesetzt, schalten wir zudem diverse Schussmodi frei und können diese außerdem noch verbessern.

Generell will Star Wars Outlaws ein klassischer Deckungs-Shooter sein, wir kamen meist aber auch gut damit zurecht, einfach wild über das Schlachtfeld zu hetzen, und Gegner wenn nötig sogar einfach mit unseren Fäusten zu traktieren. Spätestens wenn ihr lernt, schwere Waffen zu nutzen, und die mit einem Schild ausgestattete Gatling-Gun aufheben könnt, mäht ihr ohnehin alles nieder. Gefährlich werden die Gegner dann nur noch in der Masse.

Ein cooles Feature hilft außerdem: Hat Kay ihre Adrenalinleiste aufgeladen, kann sie in Zeitlupe drei, später sogar fünf Feinde markieren und im lässigem Westernstyle über den Haufen ballern.

Ob ihr nun lieber schleicht oder kämpft, bliebt bis auf die erwähnten Storyausnahmen letztlich also euch überlassen. Für sich genommen funktioniert keines der beiden Systeme so gut, dass wir es euch ausdrücklich ans Herz legen könnten. Die Steuerung fühlt sich stets etwas ungenau und holzig an, das Tempo ist generell eher behäbig, Kays Manöverrepertoire etwas undynamisch.

In dieses Bild passt es dann auch, dass sich unser Hoverbike so beweglich anfühlt wie ein geworfener Ziegelstein, und sich die aufgezwungenen, teils arg langen Reisen über die Maps damit ziehen wie Kaugummi – nicht zuletzt auch weil die Wegführung ein Graus ist. Und warum zur Hölle kann man auf dem Bike nicht direkt den Blaster benutzen, sondern nur dann wenn die Adrenalinleiste aufgefüllt ist?!?

Die Einsätze im All spielen sich ähnlich sperrig, stellen aber immerhin eine unterhaltsame Abwechslung dar, wenn man in bester Arcade-Manier Tie-Fighter oder Piraten vom Himmel pustet. Auch wenn man die Bahnbrecher in diversen Kategorien aufrüsten kann, wird das Ganze aber nie so tiefsinnig, dass wir allzu viel Zeit im Orbit verbracht hätten. Müsste man nicht nervigerweise immer wieder ins All starten, um von dort aus zu andere Planten schnellzureisen, hätten wir wohl ganz drauf verzichtet.

Helles und dunkles Questdesign

Während sich die meisten Nebenmissionen als die üblichen Fetch-Quests erweisen, die sich in sinnlos umständlichen Schnitzeljagden verlieren – Gott, wie wir diese Suchbereiche hassen – präsentiert sich das Missionsdesign in den narrativen Abschnitten richtig gut und wechselt immer wieder gekonnt das Tempo.

Mal klettern wir mit Kay „Nathan Drake“ Vess durch die Überreste eines abgestützten Republik-Kreuzers, mal rätseln wir uns durch eine alte Droiden-Fabrik oder infiltrieren eine Imperiums-Basis im All, nur um uns dann wieder gegen einen Rancor zur Wehr zu setzen oder einen Kameraden Feuerschutz zu geben.

Die einzelnen Spielelemente wiederholen sich zwar stets, funktionieren in der Gesamtheit ihrer Summe aber deutlich besser als für sich genommen, weshalb sich die rund 20 stündige Story umso unterhaltsamer spielt, je weniger man das Gameplay in den repetitiven Nebenmissionen abnutzt.

Womöglich hätte Star Wars Outlaws als lineares Action-Adventure die Open-World in spielerischer Hinsicht nicht gebraucht, wir kommen aber nicht umhin, das gigantische Star Wars-Flair anzuerkennen, welches diese mit ihren vielen Details, Figuren und Anekdoten versprüht. Fans werden hier auch ganz ohne Lichtschwerter auf ihre Kosten kommen. Zudem macht das optionale Kartenspiel Sabacc enorm viel Laune, und allein schon für das urige Essensminispiel mit Nix lohnt sich ein Abstecher abseits der Storypfade.

Eine Truppe zum Liebhaben

Mit Kay Vess wird die Geschichte zudem von einer äußerst sympathischen und menschlich agierenden Figur zusammengehalten, die im Laufe des Spiels von einer notorischen Einzelgängerin zu einer verantwortlichen Anführerin heranreift. Ihr zur Seite steht mit dem BX-Droiden ND-5 zudem ein nicht minder spannender Sidekick, der in Kombination mit Kay wunderbar funktioniert. Und auch sonst ist das Skript gut und unterhaltsam geschrieben, so dass uns die Story bis zum Schluss bei der Stange gehalten hat. Um ganz ehrlich zu sein: Das hätten wir im Vorfeld nicht zu hoffen gewagt.

Eine Befürchtung, die sich jedoch Bewahrheitet hat, ist die nicht zeitgemäße Optik. Die Animationen und die Mimik der Figuren versprüht Last-Gen-Vibes, die Bildrate kommt selbst im Performance-Modus immer wieder ins Stocken, wenn wir mit dem Bike unterwegs sind oder es mit vielen Gegnern zu tun bekommen, Effekte und Filter wirken körnig, die Wasserphysik ist blamabel, die Explosionen immerhin hübscher, als noch in den alten Gameplaytrailern.

Im Konsolenvergleich schlägt sich die Xbox Series X in Sachen Bildrate besser als die PS5. Auch auf der Microsoft-Konsole kommt es aktuell immer wieder zu Einbrüchen, diese fallen aber weniger spürbar aus. Dafür wartet die Sony-Version mit ein paar coolen haptischen Effekten am DualSense-Pad auf, die es auf der Xbox in der Form natürlich nicht gibt. Beiden Konsolen ist gemein, dass der Quality-Modus mit seinen festgezurrten 30 fps zwar stabil läuft, optisch aber keinen großen Zugewinn im Vergleich zum Performance-Modus liefert. Insofern haben wir uns auch nicht groß mit dem Zwischenmodus mit 40 fps aufgehalten.

Über alle Zweifel erhaben ist indes der Sound. Losgelöst von den inflationären Melodien der Filme präsentiert Outlaws einen prachtvollen Soundtrack, der unverkennbar nach Star Wars aber dennoch neu klingt. Zudem wollen wir an dieser Stelle die deutschen Sprecher ausdrücklich für ihre grandiose Arbeit loben.

Fazit:

Ein richtig gutes Star Wars-Spiel: Star Wars Outlaws ist einer dieser Titel, der bei näherer und sogar mittlerer Betrachtung deutlich schlechter abschneiden würde, als wenn man einen Schritt zurücktritt, um ihn als Ganzes zu bewerten. Zwar fühlt sich das Gameplay – sei es das Schleichen, das Ballern oder auch das Umherdüsen mit Schiff und Bike – stets etwas hölzern und undynamisch an, dafür stimmt aber wiederum das Pacing in den aufwändigen und unterhaltsamen Storymissionen.

Auch die Grafik gewinnt keinen Blumentopf, dafür weiß die stimmungsvolle Adaption des Star Wars Universums mit unzähligen Details sehr zu gefallen. Und während die Story einerseits etwas platt und vorhersehbar ausfällt, wird diese andererseits von enorm sympathischen und gut geschriebenen Figuren getragen – allen voran Nix, der auch ganz ohne Worte unser Herz im Sturm erobert hat.

Positiv anmerken muss man zudem, dass Star Wars Outlaws bei weitem nicht so formelhaft ausfällt, wie im Vorfeld befürchtet, und den eigenen Erkundungswillen belohnt, anstatt die Maps mit Fragezeichen zu pflastern. Zwar offenbaren sich viele der optionalen Nebenquests als unnötig mühsame Fetch-Schnitzeljagden, allerdings funktioniert das Spiel auch sehr gut, wenn man diese einfach links liegen lässt.

Letztlich ist Star Wars Outlaws also das, was man als Spieler daraus macht, und überträgt damit erstaunlich effektiv das Kernthema des Spiels.

Star Wars Outlaws ist für PlayStation 5, Xbox Series und Microsoft Windows erhältlich.